Sichere Mails mit einem Klick – auf einen #DMWKaffee mit Andrea Pfundmeier

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In der Reihe #DMWKaffee mit… gehen Autorinnen dieses Blogs mit spannenden Frauen aus der Digitalbranche einen Kaffee trinken. Diesmal war Su Steiger mit Andrea Pfundmeier in Augsburg verabredet.

Beim Kaffeetrinken Mitte Mai konnte die Gründerin bereits auf vier Jahre Erfolg mit Boxcryptor, ihrem bisher noch einzigen, dafür sehr erfolgreichen Produkt aus dem Bereich Cloud-Verschlüsselung zurückblicken. Ich wollte von der als Top 30 unter 30 ausgezeichneten Powerfrau Andrea Pfundmeier, die auch noch als Teil des Beirats „Junge Digitale Wirtschaft“ die Bundesregierung berät, mehr darüber wissen.

Kaffee mit Andrea Pfundmeier
Su Steiger traf Andrea Pfundmeier im eher klein und unscheinbar wirkenden, aber im Innenraum sehr ansprechenden Cafe Samocca in Augsburgs Innenstadt. Dort probierten sie sich durch exklusive Kaffeesorten. Nicht ohne dabei über die Erfahrungen und Tipps der Boxcryptor-Gründerin zu reden.

Su: Die Gründungsphase startetet ihr an der Universität – was hat Euch motiviert und angetrieben?

Andrea: Ich hatte das Bedürfnis, nach all der Theorie, ein Projekt von Anfang bis Ende selber durchzuführen. Außerdem war das Thema Datensicherheit im Internet auch schon vor fünf Jahren ein wichtiges Thema, welches mich auch privat interessierte.

Mein Gründungspartner und ich waren der Überzeugung, dass nur ein Tool, das von jedem leicht eingesetzt werden kann, auch wirklich in der Masse angewandt werden wird. Das gab es nicht, und so entstand unsere Gründungsidee. Direkt nach dem Studium starteten wir, und konnten dank des EXIST Gründerstipendiums direkt an der Universität gründen. Wir hatten dort unser Netzwerk und konnten auch leichter erste Mitarbeiter rekrutieren.

Was bewog Euch dazu, zu zweit – gleichberechtigt – zu gründen?

Mein Gründungspartner und ich, waren beide sehr zufrieden mit der Gründung im Tandem. Nicht nur, weil wir aus verschiedenen Fachrichtungen stammen, sondern auch in der Geschlechterkombination. Das hat uns gerade in der Investitionsrunden-Phase sehr gestärkt. Und vielleicht hat es uns auch einige Türen mehr geöffnet, als wir erwartet hätten.

Es folgten mehrere Investorengespräche. Was habt ihr da erlebt bzw. war dabei hilfreich?

Wir hatten immer den Wunsch, zu gründen, um selbst Unternehmen zu leiten und zu lenken. Und dann kamen nach einem halben Jahr bereits die ersten Übernahmeangebote. Über diese haben wir viel nachgedacht, schlussendlich aber dann doch abgelehnt. Wir haben in dem Unternehmen wesentlich mehr Potenzial gesehen, als uns angeboten wurde.

Außerdem wollten wir weiterhin selbst am Steuer sitzen. Auch, wenn wir im Laufe der Zeit feststellen mussten, dass alles mehr Zeit braucht, als man ursprünglich denkt. Insbesondere, wenn es an Verhandlungen mit Partnern geht. Da ist ein Jahr quasi nichts.

Wie habt ihr die Zeit durchgehalten – auch, als ihr schon als eigenes Unternehmen gewachsen seid?

Für uns war sehr vorteilhaft, dass wir – als Gründungstandem – immer einen Gesprächs- und Diskussionspartner hatten. Außerdem war das Risiko, für jeden von uns beiden Gründern, gleich groß. Darum hat auch keiner dem anderen übel genommen, wenn einer einmal länger an etwas gearbeitet hat, und der andere beispielsweise zuhause war. Manchmal gab es eben mehr Arbeit für den Informatiker, während ich beispielsweise mehr mit Investoren und Kooperationspartnern zu tun hatte.

Die schwierige Phase kommt eigentlich erst, wenn das Unternehmen wächst. Dann ist es nämlich wichtig, dass das Team passt. Nur wenn hier harmonisch gearbeitet werden kann, und niemand dem anderen etwas neidet, kann das Produkt weiter vorangebracht werden.

War das auch ein Grund, in Augsburg zu gründen?

Mancher meint, nicht in München, Berlin oder Hamburg zu sitzen, sei ein Nachteil. Es ist sicher nicht leicht, gerade wenn du Informatiker suchst, welche zu finden. Dafür sind die, die hier bei uns in Augsburg anfangen, eher mit der Region verwurzelt. Wer also hier anfängt, tut das aus gutem Grund und bleibt uns in der Regel länger erhalten. Zudem sind wir mit dem Technologiepark, in dem wir als Start-up sowohl gründungsfreundliche Mieten als auch technische Unterstützung und Rahmenbedingungen vorfanden, die es uns sehr erleichterten, sehr zufrieden.

Du hast ja auch bei verschiedenen Gründerwettbewerben bzw. Mentoring-Programmen mitgemacht, was sind deine Erfahrungen, gerade auch als Frau?

Gerade als Frau ist es wichtig, sich gut zu vernetzen. Initiativen wie das HVB Gründerinnen Mentoring helfen einem dabei sehr. Nicht nur, dass man so Kontakte zu den Mentorinnen herstellt, sondern viel wichtiger auch zu den anderen Mentees. Ich bin mit vielen ehemaligen Mentees nach wie vor in Kontakt, und freue mich über jedes Treffen und jeden Austausch. Manchmal macht es eben doch auch Spaß, sich in einer reinen „Mädelsrunde“ zu unterhalten.

Wenn du zurückblickst, was fehlt deiner Meinung nach den Studierenden?

Ich habe den Eindruck, auch wenn ich mit Studenten rede, dass gerade die BWL Studenten zu wenig Technik verstehen. Wie tatsächlich Scrum-Methoden funktionieren oder warum eine Grafik nur dann nutzt, wenn Sie die richtigen Zahlen visualisiert, ist die eine Seite, die andere ist, dass manchmal die Gedankengänge von Programmierern für einen Laien kaum zu durchschauen sind. Und wer sich da nicht eindenken kann, hat es schwer, sich andererseits diesen verständlich zu machen.

Du bist hier ja auch aktiv, mit Vorträgen an Hochschulen und Schulen, sowohl zum Thema Gründung als auch Informatik. Was sind denn da deine Erfahrungen?

Meine Erfahrung durch viele Vorträge an Schulen und Universitäten ist, dass sich leider viele Schüler und Studenten viel zu wenig und zu spät mit den Themen Informatik sowie Gründung beschäftigen. Auch fehlen hier einfach greifbare Vorbilder. Jeder Schüler und Student kann leichter aus dem Stegreif zehn Politiker aufzählen, aber kaum einer bekommt drei Unternehmer/-innen zusammen.

Hast Du einen Rat für Frauen, wenn sie gründen wollen? Bei den #DMW sind ja auch einige sehr aktiv…

Was jede braucht ist: Geduld, Geduld, Geduld. Es dauert alles länger als geplant oder gedacht. Gerade in der Softwareentwicklung braucht man viel Geduld. Denn wenn ein Entwickler meint, eine Funktion oder ein Feature wäre „fertig“, dann dauert es in der Regel noch ein paar Wochen bis das auch wirklich beim Kunden/Nutzer ankommt.

Du engagierst dich regional, Du gehst in Schulen, um (auch) Mädchen vom Spaß an der Informatik zu begeistern – hast Du besondere Ziele in den nächsten Jahren hier?

Mein Wunsch wäre es, dass ich in fünf oder zehn Jahren eine E-Mail von einer Schülerin bekomme, die meinen Vortrag während der Schulzeit gehört hat, aufgrund dessen gegründet hat und jetzt ein erfolgreiches Unternehmen führt. Das wäre toll.

Liebe Andrea, wir wünschen Dir, dass Du das so erlebst und vielleicht selber auch noch öfter Gelegenheit dazu hast, zu gründen. Und wir freuen uns natürlich über deine Fördermitgliedschaft bei den #DMW. Vielen Dank für das Gespräch!

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