Ein re:publica-Panel entsteht: Kinderkram

Die Digital Media Women sind Medienpartner der re:publica 2013 und wir lenken unseren Blick ganz bewusst auch hinter die Kulissen. Was hängt alles dran, damit so ein Riesen-Event jedes Jahr wieder einschlägt? Hier ein Backstage-Bericht aus meinem Panel „Kinderkram – So nutzen Kids das Web“. Wir diskutieren am Montag, den 6. Mai um 12:15 Uhr. Mein Blick hinter die Kulissen – so ist das Panel entstanden.

Meine Mission: Das Internet ist kindersicher, wenn die, die Websites konzipieren und betreuen, wissen, wie Kinder das Netz nutzen und die Hersteller Verantwortung übernehmen. In/SIDE/OUT

In den Medien geht es immer wieder mal um Kinder im Netz. Das sind dann meistens Angstthemen. In den Berichten geht es vor allem immer wieder um die Sicherheit und mögliche Gefährdungen durch das Internet. So sagen manche Gehirnforscher und Internetgegner, das Internet mache Kinder dick, dumm und aggressiv. Die „Holzmedien“ berichten immer wieder gern darüber, wenn etwa schief gelaufen ist: die Thessa-Party, bei der eine 16-Jährige aus Versehen ein öffentliches Event erstellte, was zur Folge hatte, dass an ihrem Geburtstag 1.600 Menschen die Blumenrabatten ihrer Nachbarn niedertrampelten

Brandneu: JuKi ist eine Video-Plattform rund um Medienkompetenz, Lern- und Spieleangebote. Mit Trickfilmstudio, live ab 7. Mai 2013, Sabine Frank unterstützt das Projekt (Foto: //www.juki.de/).
Brandneu: JuKi ist eine Video-Plattform rund um Medienkompetenz, Lern- und Spieleangebote. Mit Trickfilmstudio, live ab 7. Mai 2013, Sabine Frank unterstützt das Projekt (Foto: //www.juki.de/).

Ich arbeite seit dem Jahr 2005 in der digitalen und analogen Kinderbranche, war selbst Jugendschutzbeauftragte und entwerfe Konzepte und Texte für Kinder im Web. Ich weiß: Da kann eine Menge passieren und die Verantwortung ist groß. Aber: Man kann auch eine Menge tun, um das Netz für Kinder sicher und spannend zu gestalten. Mein Ziel ist, dass Thema mehr ins Zentrum der Wahrnehmung der Digitalen Wirtschaft zu rücken. Denn: Ohne die verantwortungsvolle Arbeit der Hersteller geht es nicht. Tanja und Johnny haben ein spannendes Buch darüber geschrieben und mit uns auf der Social Media Week diskutiert, wie Eltern ihrem Netzgemüse auf dem Weg in ein digitales Leben helfen können. Ich möchte die Herstellerseite mit euch, den Machern des Web diskutieren, denn jeder der das Web mitgestaltet, der hat auch irgendwann mit dem Thema „Kids im Web“ zu tun. Und das bringt besonders viele Herausforderungen mit sich und macht irre Spaß. Aber zurück zur Backstage…

Speaker finden

Panfu ist eine Community mit Chat für Kinder. Die kostenfreie Variante ist mit Werbung, wer ein Abo hat, sieht aber keine Banner (Foto: www.panfu.de).
Panfu ist eine Community mit Chat für Kinder. Die kostenfreie Variante ist mit Werbung, wer ein Abo hat, sieht aber keine Banner (Foto: www.panfu.de).

In meiner Session-Einreichung habe ich keine Gesprächspartner, sondern nur Rollen genannt. So wollte ich beispielsweise unbedingt einen kommerziellen Anbieter dabei haben und einen Verein. Aber wer genau sollte dann auf meinem Panel sitzen?
Es gibt zahlreiche tolle Redaktionen, Start-ups und Projekte. Aber das Thema muss auch irgendwie eingegrenzt werden, sonst gibt es keinen roten Faden in der Diskussion. Also: Trüffelschwein. Ich telefonierte herum, recherchierte bei Pressestellen und der IVW. Das Ergebnis: Wenn man nach page impressions geht, sind die Spieleseiten am erfolgreichsten: Bigpoint, Spielaffe und Co. Mir ging es aber darum, Best-Practice-Cases zu zeigen, in denen Kinder sich auch einbringen und deren Verantwortliche etwas darüber erzählen können, was die Herausforderungen in den Bereichen Nutzung, Sicherheit und Involvement angeht. Die Zeit lief. Nur noch wenige Wochen bis zur re:publica. Nach vielen Telefonaten, Empfehlungen und Rücksprache mit Kontakten lud ich diese vier Expertinnen ein:

Die Kinderreporter vom Bösen Wolf kennen sich aus – in Europa und im Internet (Foto: //boeser-wolf.schule.de/).
Die Kinderreporter vom Bösen Wolf kennen sich aus – in Europa und im Internet (Foto: //boeser-wolf.schule.de/).

Christine Feil forscht seit 1999 am Deutschen Jugendinstitut München e.V. zur Internetnutzung von Kindern.

Sabine Frank verantwortet den Bereich Jugendschutz und Medienkompetenz bei Google. Vorher leitete sie zehn Jahre lang als Geschäftsführerin die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia Diensteanbieter e.V (FSM).

Verena Delius ist CEO bei goodbeans. In der Community Panfu können Kinder sicher chatten und spielen.

Christiane Baumann ist Projektleiterin und Redakteurin bei der Initiative Grand méchant loup | Böser Wolf, einer deutsch-französischen Website für Kinder und Jugendliche.

Ich freue mich sehr, dass Christine, Sabine, Christiane und Verena zugesagt haben, jetzt haben wir ein hochkarätiges Panel zusammen. Danke auch an die Arbeitgeber unserer Expertinnen, die ihre Fachfrauen für das Event freistellen und teilweise die Reisekosten übernehmen.

Diskussion vorbereiten

In Telefoninterviews befragte ich die Expertinnen zu den wichtigsten Kernthemen der Session:
• Was ist wichtig, wenn ich ein Angebot im Web für Kinder gestalte?
• Was sagt der Jugendschutz?
• Was zeigt die Erfahrung?
• Wie finanziere und gewährleiste ich Sicherheit?
• Und wie wird die Site so spannend, dass Kinder und Jugendliche sie auch tatsächlich nutzen?

Heute steht die Struktur des Panels, die Moderationskarten sind ausgedruckt, die re:publica hat die Userdaten mit dem Event verknüpft, die Tickets liegen bereit und der Treffpunkt ist besprochen. Hier noch ein paar ganz persönliche Eindrücke:

Hypothese 1: Wer ein Panel moderiert, hat weniger Arbeit als wer selbst einen Vortrag hält.

Das hatte ich mir so schön überlegt. Ich reiche ein Panel ein, dann hab ich nicht so viel Stress. Denkste, kann ich im Nachhinein nur sagen. Klar, die Verantwortung ist auf mehr Schultern verteilt. Gleichzeitig ist man aber auch abhängiger von seinen Gästen. Wer kann zum vereinbarten Termin wo sein und wann ist Zeit für Vorab-Telefonate? Worüber forscht diejenige eigentlich ganz genau und wie wird man der Speakerin gerecht, obwohl man nur einen Mini-Aspekt ihrer Arbeit in der kurzen Diskussionszeit ansprechen kann? Und auch ein wichtiger Aspekt: Es ist eine große Ehre, bei der re:publica zu sprechen. Honorar und Reisekostenerstattung gibt’s nicht.

Hypothese 2: Das lohnt sich

Ich habe mein Zeiterfassungssystem absichtlich nicht mitlaufen lassen, weil ich gar nicht wissen wollte, wie viel Zeit es gekostet hat, die Session vorzubereiten, ich freue mich einfach wahnsinnig drauf.
Ungezählte Stunden Arbeit, Nerven und es lohnt sich trotzdem… Das kann man wahrscheinlich erst hinterher komplett analysieren, ich kann aber jetzt schon feststellen: Ein Slot bei der re:publica verschafft eine Menge Aufmerksamkeit. Und bei einem guten Beitrag auch ein positives Image. Und – was soll ich sagen – es ist ganz schön aufregend, sich als Speaker auf die #rp vorzubereiten. Und verantwortungsvoll. Und einfach – wow.

Hypothese 3: Lampenfieber vs. Der ultimative Kick

Eine erfahrene Moderatorin, bei der ich neulich ein Moderationsseminar gemacht habe, sagt: „Eine gute Vorbereitung wird mit weniger Lampenfieber belohnt!“ Ich bin gespannt, ob’s stimmt. Im Augenblick freue ich mich einfach wahnsinnig auf Montag, wenn es endlich losgeht!

Hypothese 4: re:publica-Team rockt

Ich war wirklich baff: E-Mails wurden vom rp-Team meist noch am selben Tag beantwortet, immer ein offenes Ohr für meine Fragen und organisatorische Details. Unglaublich, wie man das bei so vielen Speakern und so viel Arbeit schafft. Danke, Sandra und alle!

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