Ein kleines Crowdfunding 1 x 1

Crowdfunding, Crowdinvesting, Crowdsourcing – Spenden, Schenken, Unterstützen – Creator, Starter, Backer. Nachdem ich die Freude hatte, kürzlich bei einem Meet-up der Digital Media Women Berlin ein bisschen aus der Crowdfunding-Praxis zu erzählen, möchte ich das Wichtigste hier noch mal zusammenfassen.


Die Crowdfunding-Plattformen im Internet vermehren sich kontinuierlich: Startnext, Kickstarter, Seedmatch und Companisto sind nur einige der zahlreichen Anbieter, die um die Gunst von Menschen mit Ideen, die realisiert und finanziert werden wollen, werben. Die ersten Anbieter sind bereits wieder vom Markt, und es ist Zeit zu fragen, ob wir es mit einem unbegründeten Hype zu tun haben oder ob sich eine echte Alternative zu den klassischen Geldgebern im Anfangsstadium einer Unternehmung etabliert.

Crowdfunding, Crowdinvesting oder Crowdsourcing – Alles dasselbe?

Den verschiedenen Formen und Ausprägungen des Crowdfundings ist stets gemein, dass Einzelprojekte, Produkte oder die Umsetzung von Geschäftsideen von einer breiten Masse, die meist über das Internet angesprochen wird, finanziert werden sollen. Besonderes Interesse regt sich aus dem Start-up-Bereich, in dem der Ideenreichtum meist die finanziellen Mittel überwiegt. Aber auch im Bereich der Film– und Musikbranche gab es erste Einzelprojekte, die auf diesem Weg auf die Beine gestellt werden konnten.

Was ist denn jetzt was?, fragt man sich bei der Flut der Begriffe, mit denen hantiert wird. Richtig oder falsch gibt es hier nicht, da das Ganze im Fluss ist und sich einheitlich genutzte Begriffe erst behaupten müssen. Grob lassen sich folgende Unterschiede herausarbeiten: Wer von Crowdfunding spricht, meint die Unterstützung eines Projekts, wofür eine Gegenleistung versprochen wird. Beliebtes Beispiel ist die Unterstützung eines Filmprojekts gegen Nennung im Abspann oder die Überlassung einer DVD. Mit dem Begriff Crowdinvesting wird die finanzielle Unterstützung eines Unternehmens (meist in der Form einer Gesellschaft, also beispielsweise einer GmbH) durch eine Beteiligung an diesem Unternehmen beschrieben. Belohnt wird diese Form, wenn es gut läuft, mit der Beteiligung an Gewinnen. Wie bei jeder echten Unternehmensbeteiligung besteht aber unter bestimmten Voraussetzungen auch das Risiko des Verlusts der Investition. Der Begriff Crowdsourcing scheint sich hingegen für ideelle und auch finanzielle Unterstützung ohne Gegenleistung durchzusetzen, geht also in den Bereich der klassischen Spende und ist zur Förderung von Kunst- und Kulturprojekten bereits zum Einsatz gekommen.

Plattform, Initiator, Unterstützer, Alles-oder-nichts-Prinzip

Wer eine Finanzspritze für seine Idee sucht, wird sich die verschiedenen Plattformen im Internet näher ansehen. Diese haben die Rolle von Vermittlern zwischen den Menschen mit der – hoffentlich – zündenden Idee, diese werden häufig Initiatoren genannt, und den geldgebefreudigen Unterstützern, manchmal auch als „Backer“ bezeichnet. Ein Projekt wird in der Regel nur finanziert, wenn die Zielsumme zu 100 Prozent erreicht wird. Mit diesem Alles-oder-nichts-Prinzip soll sichergestellt werden, dass das Projekt tatsächlich nur dann gestartet wird, wenn der zuvor festgelegte Kapitalbedarf gedeckt ist und es nicht zu einem letztlich vorhersehbaren Scheitern auf Kosten der Mitinvestoren kommt. Wird die Zielsumme nicht erreicht, werden die einzelnen Beträge an die Geldgeber zurückgezahlt, und es bleibt nur ein komplett neuer Versuch, ausreichend Unterstützer für das Projekt zu werben.

Einzelprojekte oder ganze Unternehmen – Wer oder was soll unterstützt werden?

Wer sich bereits einmal die einschlägigen Anbieter angesehen hat, wird festgestellt haben, dass es bei den zu finanzierenden Projekten entweder um Einzelprojekte oder um die Finanzierung eines Unternehmens geht. Im Bereich der Unternehmensunterstützung sind die rechtlichen Ausgestaltungen teilweise hochkomplex. So finden sich stille Gesellschaftsbeteiligung ebenso wie partiarische Darlehen und Genussrechte als Mittel zur Finanzierung bei den verschiedenen Portalen. Die Finanzierung von Einzelprojekten wird mittels klassischer Schenkung oder Kaufverträgen, die erst mit Erreichen des Finanzierungsziels wirksam werden, erreicht.

Probleme können sich hier auf diversen Ebenen ergeben: Allgemeine Geschäftsbedingungen müssen wie immer sorgsam gestaltet werden, Verbraucherschutzrechte, die im Fernabsatz zur Anwendung kommen, müssen selbstverständlich beachtet werden, und ebenso sensibel ist mit der Frage umzugehen, ob möglicherweise eine Pflicht zur Auflage eines Prospekts besteht. All diese Fragen können nicht pauschal, sondern nur am konkreten Fall beantwortet werden. Fakt ist: Es gibt für jeden einen geeigneten Weg, der unter Beachtung dieser juristischen Hürden gangbar gemacht werden kann. Das alles klingt abschreckend, soll es aber nicht. Denn die Vorteile liegen ebenso klar auf der Hand:

Vorteile von Crowdfunding gegenüber üblichen Finanzierungsformen?

Einer der größten Vorteile des Crowdfunding ist das Einbinden einer Öffentlichkeit in das Entstehen des neuen Produkts oder des neuen Unternehmens. Mit der Finanzierung durch die Crowd bekommt bereits die Anlaufphase des Projekts eine öffentliche Plattform. Üblicherweise werken die Erfinder und Gründer zu diesem Zeitpunkt noch still und heimlich vor sich hin und außer Familie und Freunde haben wenige Personen die Möglichkeit an der Realisierung der Idee teilzuhaben. Mit dem öffentlichen Suchen nach Unterstützern erlangt das Produkt zunächst Bekanntheit und es kann Verbundenheit zum Projekt und zum Unternehmen entstehen. Zwei entscheidende Erfolgsfaktoren, die sonst teuer über Werbung gepflegt werden müssen.

Der Erfolg hängt also maßgeblich von der Darstellung der Idee ab. Je größer die Crowd der ideellen Unterstützer, desto größer die Wahrscheinlichkeit eines finanziellen Erfolgs des Projekts. Das bedeutet aber auch, dass bereits die Darstellung des Projekts eine gewisse Investition von Zeit, Mühe und auch Geld mit sich bringt. Dessen sollten sich die Initiatoren immer bewusst sein. Ohne jegliche Eigeninitiative und auch Eigenkapital wird keine Idee erfolgreich umgesetzt. Soll ein Produkt hergestellt oder entwickelt werden, benötigt man zudem zur Darstellung und Anpreisung bereits einen Prototypen. Denn die Idee von dem neuen noch nie dagewesenen Sneaker kann noch so wortreich dargestellt werden – ohne ein Bild vom realen Produkt wird sich niemand so sehr dafür begeistern können, wie die Entwickler.

Die Entwicklung eines Prototyps ist jedoch bereits meist sehr kostenintensiv, so dass für diese Phase bereits Geld gebraucht wird, das realistischerweise nicht über ein Crowdfundingprojekt gesucht werden sollte. Für diese Startphase bietet es sich an, übliche Geldquellen anzuzapfen, „die drei F“: family, friends and fools. Aber auch ein Bankkredit oder eine Förderung durch eines der zahlreichen Gründerförderprogramme sind Mittel, die man nicht außer Acht lassen sollte.

Jedes Projekt ist daher grundsätzlich Crowdfunding-geeignet. Die Herausforderung besteht darin, die passende Form für die konkreten Bedürfnisse der Unternehmung zu finden – und der kann sich jede Initiatorin und jeder Initiator stellen!


Unsere Gastautorin Ludmilla Giese ist Rechtsanwältin bei einer europaweit tätigen Rechtsanwaltskanzlei und beschäftigt sich dort unter anderem mit dem Thema Crowdfunding. Als Fördermitglied unterstützt sie die DMW im Berliner Quartier.

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